Lubo hat geschrieben:Ich will Deinen Enthusiasmus jetzt nicht bremsen, aber ich denke man muss schon objektiv resümieren, dass die Quali nicht wegen einer enorm gestiegenen Qualität erfolgt ist, sondern wegen einem veränderten Modus.
Ich meine, zähle mal zusammen, welche gute Fußballnationen NICHT bei der EM sind, im Endeffekt ist ja fast alles dabei, was irgendwann mal irgendwo aufgetaucht ist.
Und die Spiele?
England ist mMn keine außergewöhnliche Mannschaft. Von den Einzelspielern her nicht und vom Zusammenspiel her auch nicht. Die werden im Achtelfinale gegen Deutschland oder Frankreich ordentlich die Grenzen aufgezeigt bekommen.
Kroation ist eine Schatten von 2018 und Tschechien? Machen wir uns nichts vor, die stehen auf einer Stufe mit Ungarn z. B.
In dieser Gruppe einen Punkt zu holen und ein Tor zu schieĂźen - und das Ganze mit Heimvorteil... Da erschlieĂźt sich mir die Aufbruchstimmung nicht so ganz.
Was die Quali angeht stimme ich dir absolut zu, da haben die Schotten natürlich vor allem von der Erweiterung des Teilnehmerfelds profitiert und spielerisch nicht wirklich wesentlich besser abgeliefert als in den Jahren zuvor. Aber immerhin, im Gegensatz zu all den unzähligen Varianten von mehr oder weniger ruhmreichen Scheitern aus den vergangenen Qualifikationen, als es um alles oder nichts ging haben sie die Nerven behalten und sich im Elfmeterschießen durchgesetzt, erst gegen Israel (nach einem zugegeben sehr dürftigen Spiel) und dann in Belgrad gegen die Serben. Nachdem man es zuvor wieder und wieder in den entscheidenden Momenten vergeigt hat, war das in meinen Augen schonmal definitiv ein Fortschritt.
Und ja, auch über die Spiele bei der EM selbst lässt sich natürlich einiges Kritisches sagen. Gegen Tschechien und Kroatien wurde bisweilen zu naiv verteidigt, gerade gegnerische Ecken (wie auch schon im Quali-Finale in der Schlussminute gegen Serbien, ich werde nie verstehen, warum manche Trainer bei gegnerischen Ecken die Pfosten nicht mehr besetzen) waren oft zu gefährlich, alles richtig. Und offensiv waren die eigenen Standards einfach zu harmlos, überhaupt ist ein Tor aus drei Spielen natürlich zu wenig Ausbeute, gerade angesichts der Chancen, die man sich eigentlich erarbeitet hat.
Aber, und das ist mein zentraler Punkt, ich habe in den letzten Jahren fast alle Pflichtspiele der Schotten gesehen. Und dass sie sich überhaupt dermaßen viele Tormöglichkeiten herausspielen konnten, unter anderem gegen einen Halbfinalisten und einen Finalisten der letzten WM, das hätte ich nach all diesen größtenteils ziemlich tristen Vorstellungen wirklich nicht erwartet. Man hat in allen Begegnungen spielerisch absolut mithalten können, gegen Tschechien und England ware ein Sieg rein vom Spielverlauf und den Chancen her durchaus verdient gewesen. Am Ende war schon auch eine Menge Pech dabei, dass Hendry gegen Tschechien nur die Latte trifft und sich Schicks Ball im Gegenzug aus über 50 Metern genau unter die Latte senkt, dass gegen England noch auf der Linie geklärt werden konnte...es wurde viel vergeben, manchmal hat wohl auch die letzte Portion Präzision und Abgebrühtheit gefehlt, aber dass man sich überhaupt soviel herausgespielt hat, halte ich für eine positive Entwicklung. Und die Tatsache, dass die Mannschaft, von den Torhütern mal abgesehen, noch ziemlich jung und entwicklungsfähig ist, lässt mich glauben, dass sich auf diese EM-Performance durchaus aufbauen lässt.
Euro 2020: What can Scotland learn from their major tournament return?